Sechs Jahre lang nur kalter Betonboden unter den Füßen und Gitterstäbe vor der Nase sind mehr als genug!! So durfte Nemesio Mitte Dezember 2019 mit dem Weihnachtstrapo endlich in ein neues Leben reisen. Auf der Heimfahrt im Auto war er superbrav, setzte sich nur ab und an hin, um zu schauen wo es hingeht. Dann legte er sich wieder friedlich hin. Endlich daheim angekommen, gingen wir noch ca. eine Stunde im Regen spazieren, aber vor lauter Angst konnte er sich nicht lösen. Die Zusammenführung mit dem bestehenden Rudel war relativ problemlos, meine Jungs waren recht offen und interessiert, nur die Dame des Hauses zeigte sich etwas zickig. Sie durfte es sich dann noch ein paar Stunden in meinem Auto bequem machen, damit ich mit Nemesio und den restlichen Jungs noch ein paar Stunden Ruhe fand. Am nächsten Tag, durch ein paar Gitter getrennt, konnten sie sich aneinander gewöhnen und nach ein paar Stunden hatte auch sie den Neuankömmling akzeptiert. Für Nemesio war es nicht so ganz einfach. Er hatte Angst. So viel Neues. So viele neue Hunde! Er wollte auch nichts fressen - zu aufgeregt! Zunächst einmal Angst vor allem und jedem. Jedes Geräusch, sogar Licht an- und ausschalten war eine Herausforderung! Das neue Frauchen - furchteinflößend! Erst wollte er nicht rein, war er drin, wollte er nicht mehr raus. Für den armen Kerl eine totale Überforderung. Beim Spazierengehen, gings nur zögerlich vorwärts und beim leisesten Geräusch wurde sich sofort auf den Boden gekauert. Im Garten konnte er sich zunächst nicht lösen. Nach ein paar Tagen klappte es dann immer besser.
Heute, nach drei Wochen, hat er sich toll entwickelt. Lösen im Garten und beim Gassigehen klappt. Wir gehen, zur Gewöhnung, meist den selben Weg, noch nicht allzu lange. Damit er sich langsam gewöhnen kann an Umgebung, Menschen, Geräusche, Lichtverhältnisse. Er muss langsam Muskelmasse aufbauen. Auch braucht er dringend was auf die Rippen, auch wenn er gar nicht so ausschaut, besteht er aus kaum mehr als Haut und Knochen mit viel Fell drüber. Seine Haut ist sehr empfindlich, gerötet und gereizt. Gaaanz vorsichtiges Bürsten, zur Durchblutungsförderung, homoöpathische Unterstützung für seine Haut und Mittelchen gegen seine Angst. Bachblüten und Globuli. Gott sei dank arbeite ich seit vielen Jahren mit einer klasse Heilpraktikerin zusammen, die wirklich wahre Wunder bewirken kann!! Und das Wichtigste: Zeit und Liebe für Nemesio. Auf diese hat er sechs Jahre lang gewartet.Sechs Jahre lang nur im Überlebensmodus, kurz vor der Selbstaufgabe. Als kleines Welpchen wurde er eingeliefert! Die Schwarz-Weiß-Kopie von seinem Welpenfoto war mit dabei!! Ein kleines, hilfloses, schwarzes Fellknäul mit weißen Haaren auf der Nase!! So unendlich süss... Sechs Jahre Qual heilen nicht in wenigen Tagen oder Wochen. Dennoch, er sucht bereits meine Nähe, winselt - wenn ich ohne ihn aus dem Haus gehe, kommt zu mir, wenn ich sitze und seit zwei Tagen fordert er aktiv ein, gekrault zu werden, wenn auch noch sehr zaghaft. Er beginnt damit, einen Ball und andere Spielzeuge für sich zu entdecken! Nemesio ist soo süß, wenn er versucht zu verstehen! ... Und er ist neugierig. Es ist wunderschön, ihn zu begleiten, seine Entwicklung zu sehen und zuzusehen, wie er Tag um Tag mehr zum Leben findet. Er ist ein großer Hund von ca.65 cm Schulterhöhe, sehr tiefem Brustkorb. Mit dem richtigen Muskelaufbau und einer guten Ernährung locker ein 40-45 kg Hund. Jetzt hat er vielleicht grad mal 26 bis 28 kg! Körper und Seele müssen heilen. Das dauert, aber es wird! Seine Sehnsucht nach Liebe - ich hab sie in seinen Augen gesehen - ist endlich erhört worden! Nach vielleicht mehr als einem halben Hundeleben lang! Unschuldig eingesperrt, weggesperrt.
Ein großes-großes Dankeschön an das Pro-Canalba-Team das viele Mühen auf sich nimmt, um solchen Seelen so professionell zu helfen!!!
...Damit wenigstens einige Hunde die Chance haben der Hölle zu entfliehen. D A N K E !