Hallo Leute,
nun sind schon fast fünf Wochen vergangen, seit meiner großen Reise ins neue Zuhause! Hoffentlich darf ich hier für immer bleiben, ich mag jedenfalls nicht mehr weg. (Auf meiner ersten Autofahrt zum Tierarzt, da hatte ich total Angst, dass ich jetzt wieder weiter gereicht werde. Ich hab mich mit allen Pfoten gesträubt, als ich ins Auto steigen musste. War total erleichtert, als wir nach meinem ‚check up‘ nach Hause gefahren sind und wollte am liebsten ganz alleine in den Kofferraum springen, so wie damals, bei meiner Abholung in Mommenheim.) Frauchen sagt mir ganz oft, wie lieb sie mich hat und dass sie mich keinesfalls wieder hergibt. Das tut unheimlich gut. Besonders, wenn sie dabei mit mir kuschelt, kann ich gar nicht genug davon bekommen. Auch (sich) kämmen (lassen) ist eine sehr schöne Freizeitbeschäftigung. Prinzessinnen brauchen das, um glücklich zu sein! Essen ist jedoch nach wie vor das Wichtigste für mich. Oh nein, mäkelig bin ich wirklich nicht (aber ich fresse auch nicht mehr jeden Kram)! Bald ist der 1. September, meteorologischer Herbstanfang. Spätestens ab da wird es ohnehin Zeit, dass ich an meiner Weihnachts-Figur arbeite :-) Frauchen findet die Idee nicht so klasse, wegen meiner Gesundheit, sagt sie. Leider muss ich deshalb auch getrennt von meinem Mitbewohner speisen. Schade, er gibt doch immer so gerne etwas ab. Angeblich bin ich etwas futterneidisch. Das ist gar nicht wahr! Wenn wir beide etwas Leckeres zum Kauen bekommen, dann wartet Erwin immer absichtlich, bis ich schon fertig bin. Danach hopst er provozierend mit seinem Schatz vor meiner Nase hin und her. Welche Frau würde das nicht ärgern!? Also quassel ich so lange auf ihn ein (erst leise und dann immer lauter und natürlich ohne Pause), bis ich bekomme was ich will. Welche Frau bitteschön würde sich anders verhalten? Das hat doch mit Futterneid nix zu tun oder? Aber meistens nimmt Frauchen mir danach mein Geschenk wieder weg und gibt es ihm zurück. GEMEIN! Nur manchmal, wenn ich Glück habe, bekomme ich trotzdem anschließend von ihr noch ein anderes extra Kauröllchen, hihi! Die Nachbarn sind ohnehin der Meinung, ich hätte schon abgenommen. Sehr sympathische Nachbarn, trotz Katzenherberge im Haus!
Es gäbe sooo viel zu erzählen, hier ist alles spannend! Vielleicht noch kurz das Wichtigste: Deutsch verstehe ich schon prima. Damit meine ich das allgemeine Geplapper der Leute hier. Gehorsam bin ich sehr, aber nur wenn ich will. Ich muss schon persönlich einen Sinn in dem erkennen, was ich da gerade tun soll. (Setterchen sind nun mal eigenständig und ein wenig stur, wir können nichts für unsere Gene.) Ich kann SITZ, PLATZ, KOMM, HIER, BLEIB. War total easy zu erlernen, denn ich kannte die Handzeichen vorher schon. Außerdem kooperiere ich sehr gern mit meinen Menschen, wie man das von einem Jagdhund erwartet.
Spaziergänge liebe ich, von Anfang an. Obwohl ich nicht besonders gut zu Fuß bin (Arthrose), gebe ich mir viel Mühe und bewege mich sehr gern. Meine Leute sagen, ich soll mich nicht zu sehr anstrengen und langsam Muskeln aufbauen. Sie passen ihre Spaziergänge in Tempo und Ausdehnung viel zu sehr an mich an, finde ich. (Nein, ich bin kein Stubenhocker. Täglich 4km im flotten Schritt sind mittlerweile trotz leichter Einschränkung locker drin. Leider aktuell noch mit Leine. Hab aber bei einem Leinen-Missgeschick schon bewiesen, dass ich gut abrufbar bin. Mein Name ist in diesem Fall „Raschelnde Leckerli-Tüte“.) Frauchen sagt, mein Jagdtrieb entspricht vergleichsweise so in etwa dem eines Deutschen Schäferhundes. Damit meint sie wohl, dass ein gewisses Interesse an diesem Hobby nicht zu verleugnen ist. Ein Setter, der Vögelchen uninteressant findet, müsste schließlich erst noch erschaffen werden. Jedoch wird jeder Halter eines genetisch durchschnittlich gut ausgestatteten Jagdhundes nur milde über meine Jagdpassion lächeln. Und der Setter-Kenner würde wohl eher nicht bescheinigen, dass ich die rassetypischen, jagdlichen Ambitionen dieser Hunde aus der südeuropäischen Arbeitslinie hätte.
Bis jetzt…. Wer weiß… vielleicht erinnere ich mich ja eines Tages wieder daran, wofür ich gezüchtet wurde. Außerdem war ich ja noch nicht im echten Freilauf. Grins. Frauchen ist allerdings sehr glücklich, dass sie mit mir nicht noch eine zweite, extrem wilde Setter-Granate im Haus hat, die immer am Futter herum mäkelt. Muss aber zugeben, dass mein Kumpel im Haus dafür ruhiger ist als ich. Er kann sich ja draußen auch ordentlich auspowern.
Auf dem Sofa lag ich noch nie. Ist mir irgendwie suspekt. Nehme meine Ortho-Relax-Matratzen oder mal den Teppich. Mit Menschen hab ich keine Probleme, egal ob Männchen oder Weibchen, ob Senior, Jungmensch oder Welpe. Bin allerdings bei jedem Treffen total froh, wenn Fremde mich nicht mitnehmen und hüte mich davor, irgendjemandem hinterher zu laufen. Man weiß ja nie. Ich möchte unbedingt bei meinen Leuten bleiben. Auch andere Hunde sind ok aber mir ehrlich gesagt ziemlich schnuppe. Katzen werden verbellt, wie auch alles Fremde an der Grundstücksgrenze. Ja, ich bin wachsam. Unverständlicherweise haben wir schon trainiert, dass ich nicht bei jedem „Pups“ bellen soll. Verstehe echt nicht WARUM, aber ok, wenn’s denn gewünscht ist, halte ich mich eben etwas zurück.
Nun ist’s wirklich genug, mit der Plauderei. Muss jetzt meinen Schönheitsschlaf in Angriff nehmen, damit ich später fit bin, für den Abend-Spaziergang. Denn nach dem kommt DAS WICHTIGSTE Ereignis des Tages: Mein geliebtes Abendessen…heute gibt’s Ente aus dem Backofen mit Reis…lecker… (es ist wunderbar, mit einem wählerischen Gourmet zusammen im Haus zu leben…doppelgrins…)